Kölner Stadt-Anzeiger; Donnerstag, 24. November 1994

Von foxius.de am Donnerstag, 24. November 1994

Ein Lesebuch für die kölsche Weihnacht
Lehrer wollte aus dem Fest etwas herausholen

Von Nobert Ramme
Den vielen sentimentalen Geschichten rund ums Weihnachtsfest
wollte er etwas entgegensetzen: erfundene und wahre Begeben-
heiten aus dem Alltag und der Historie der Stadt. Und die schrieb
Armin Foxius mal als Lyrik, mal als Prosa, mal hochdeutsch, mal
kölsch. Über hundert Seiten umfaßt das Taschenbuch “Kressdach
es wie Weihnachten” (Preis: 19,80 Mark), das jetzt als erstes
Produkt im frischgegründeten Kölner Wendland-Verlag [Franke
Verlag] erschienen ist. Zum Titel ließ sich der Autor von einem
Erlebnis vor einem weihnachtlich dekorierten Schaufenster eines
Musikgeschäftes in Domnähe inspirieren. Mit Blick auf eine CD
fragte ein Junge auf Hochdeutsch: “Mama, was ist eigentlich
“Kreßdach”?” Die Mutter überlegte kurz und antwortete
“Kreßdach es wie Weihnachten.”
Foxius arbeitet “mehrsprachig”, denn er weiß: “In Köln haben
wir mehrere “Sprachen”: pures Hochdeutsch, dann Deutsch mit
rheinischen Singsang, eingekölschtes Hochdeutsch, “richtiges”
Kölsch, “gewöhnliches, ordinäres” Kölsch sowie dazu die unter-
schiedlichen Einfärbungen der Vororte und erst recht des
Umlandes.” Der Hauptschullehrer beherrscht die Mundart in all
ihren Facetten. Schließlich leitet er an der Ursula-Kuhr-Schule
in Heimersdorf schon seit mehr als zehn Jahren die Kölsch-AG.
Dazu hat er seinen Schülern schon mehrere kleinere und
größere Theaterstücke zur Stad[t]geschichte sowie zwei Kölsch-
Musicals auf den Leib geschrieben.
“Ich wehre mich gegen falsche Köln-Tümelei: Mundart ist doch
eine lebendige Sprache.” Und mit solch einer lebendigen
Sprache wollte er auch aus “einem so abgelutschten Thema
wie Weihnachten” noch etwas herausholen. Und das ist ihm
mit seinem “kölnischen Lesebuch” gelungen. Seine Geschichten
begleiten die ganze Zeit vom Elften im Elften, wo sich die ersten
Alaaf-Rufe der Jecken mit den Martinsliedern der Pänz mischen,
bis hin zu Maria Lichtmeß. “Denn erst da ist die Weihnachtszeit
endgültig vorbei.”
So kann man das mit vielen Zeichnungen und bunten Bildern
illustrierte Büchlein immer wieder hervorholen, um darin zu
blättern, innezuhalten und vorzulesen; so die nachdenklich
stimmende Geschichte von “St. Martin vor der Strip-Tease-Bar”
oder die witzige Begebenheit vom “Papp em Baum”, die fast
schon an eine Büttenrede erinnernde “Weihnachtsansprache
im Karnevalsverein” oder die “Wahrheit über die heiligen Drei
Könige von Köln”.